Das Schwarze Loch


10. bis 25. Mai 2025

Im Rahmen der 4.KREISKULTURTAGE

Landkreis Landsberg am Lech


https://kreiskulturtage-landsberg.de

Das Schwarze Loch


2016

Wolfgang van Elst

www.wolfgangvanelst.de


Olsen Wolf 

www.hasa-labs.org


Josef Pleier

www.pleierjosef.de


Rita De Muynck 

www.ritademuynck.com


Wolfgang van Elst

www.wolfgangvanelst.de


Martin Schmidt

www.martinschmidtweb.de


Ludwig Haller

www.metzgerhandwerk-haller.de


Andrea Kloker

www.andreaskloker.de


Matthias Rodach 

www.matthias-rodach.de


Max Weisthoff

www.machtspiele.org


Ben Goosens

www.ben-goossens.de

Janosch Fischer 

www.janos-fischer.de 


Eva Lüps & Erwin Kloker


Victoria Mayer


Oliver Bürgin

www.herrbuergin.de


Süddeutsche Zeitung

10. August 2016, 21:17 Uhr

Dießen:


Raumfahrt im Bett

Unter dem Titel "Das schwarze Loch" zeigen zwanzig Künstler ihre Arbeiten an drei Orten in Dießen

Von Katja Sebald, Dießen


Das schwarze Loch kriecht aus den Ecken, es wabert als gummiartige Masse über den Fußboden, durch den ersten Raum und noch weit in den nächsten hinein. Das schwarze Loch dreht sich als wirbelnder Kreisel auf der Leinwand. Das schwarze Loch ist der winzige Punkt des Ichs, so klein wie die unterste Zeile beim Optiker. Das schwarze Loch wird von unsichtbarem Büropersonal dokumentiert. Und es lässt sich per iPad direkt von einem rotierenden Bett aus ansteuern.

Unter dem Titel "Das Schwarze Loch" sind derzeit Arbeiten von zwanzig Künstlern an drei verschiedenen Spielorten in Dießen zu sehen. Es ist eine ebenso überzeugende wie irritierende, eine ebenso spannende wie poetische Ausstellung.

Die maroden Gebäude der ehemaligen Druckerei Huber dienen als suggestive Bühne für eine ganze Reihe installativer Arbeiten. Die Grenzen zwischen dem ruinösen Restmobiliar und den Kunstwerken sind dabei nicht immer scharf gezogen. Max Weisthoff, der bei Olaf Metzel an der Münchner Kunstakademie studiert, will seine Arbeit "mass" als eine Art Topografie verstanden wissen.


Patchwork aus Fahrradschläuchen

Sie besteht aus etwa 2000 Fahrradschläuchen, die er gewaschen, geschnitten und auf einer alten Industrienähmaschine zu einem riesigen Patchwork zusammengenäht hat. Jeder einzelne Stich, jede Minute, jede Stunde, die er nähend verbracht hat, aber auch jeder Kilometer, den die Schläuche in ihrem früheren Leben abgeradelt sind, ist Teil dieser mit Leben aufgeladenen Skulptur, die durch ihre überraschende, beinahe verstörende Materialwirkung, aber auch durch ihre enorme Präsenz besticht.

Max Weisthoff mit seiner Arbeit "mass".

(Foto: Nila Thiel)

In einem kleinen Nebenraum zeigt Ben Goosens seine Videoarbeit "Cosmic Vortex", wie immer ist sie passgenau in ihre architektonische Umgebung eingefügt und mit Musik unterlegt. Von Matthias Rodach ist noch einmal seine enorm wirkungsvolle Installation "Unterwegs" zu sehen, diesmal lässt er seinen stehenden Fährmann in einer düsteren Halle durch eine Halde von abgelegten Kleidern navigieren. Die Assoziation zur Unterwelt liegt ebenso nahe wie die zu den Flüchtlingen auf dem Meer - aber weder das eine noch das andere wird expliziert angesprochen. In einem der ehemaligen Büroräume lässt Rodach außerdem von Scheibenwischermotoren angetriebene Bleistifte kryptische Aufzeichnungen machen.

Das Bild zeigt einen Kosmograph von Matthias Rodach.

(Foto: Nila Thiel)

Andreas Kloker bespielt eine Art "Klassenzimmer" mit einer Installation aus verschiedenen Stühlen, die auf eine Tafel ausgerichtet sind. Wie immer nimmt er mit seiner leisen Lebenspoesie den Betrachter nur ganz sachte an der Hand und lässt ihm viel Freiraum für eigene Interpretationen.


In einen "Freiraum" besonderer Art hat sich mit dieser Ausstellung auch der Taubenturm verwandelt: Im ersten Stock steht ein riesiges, kreisrundes Bett. Der junge Künstler Olsen Wolf lädt hier zur "Geostationären Raumfahrt" ein: Über ein Tablet kann der Betrachter - der in diesem Fall zum "Belieger" wird - das Bett auf einen Himmelskörper ausrichten und im Gleichklang mit ihm rotieren. Auch eine ganze Nacht kann man auf dieser ungewöhnlichen Liegestatt buchen. Die Bildhauerin Katharina Andress (Ranftl) bespielt die oberen Turmstübchen mit ihren kleinen Schnitzfiguren und einer sehr feinsinnigen Installation zum Thema Tod und Vergänglichkeit.


Jörg Kranzfelder schließlich zeigt, ebenfalls im Taubenturm, nur ein einziges seiner ungewöhnlichen Detailfotos, das aber in seiner kühlen Schwarz-Weiß-Ästhetik und seinem geheimnisvollen Minimalismus umso eindrücklicher ist.

Jörg Kranzfelder war auch Initiator und Motor für das zehntägige sommerliche Kunst-Event, beteiligt sind außerdem noch Elvira Rosenbaum, Josef Pleier, Rita De Muynck, Wolfgang van Elst, Martin Schmidt, Michael Lutzeier, Ludwig Haller, János Fischer, Eva Lüps, Erwin Kloker, Victoria Mayer und Oliver Bürgin.



Entfernung der 370 Sterne um die Erde dieim Jahresverlauf von Süddeutschland aus sichtbar sind.

Das schwarze Loch wurde mit einem roten Faden ergänzt.

Josef Pleier / Nebra • meets • hipparcos

Andrea Kloker

www.andreaskloker.de

Eva Lüps & Erwin Kloker

Eine ganz eigene Performance: Künstlerin Rita de Muynk demonstriert, wie es sich anfühlt, in einem Schwarzen Loch zu verschwinden.© Nagl

AUSSTELLUNG IN DER GRAFISCHEN KUNSTANSTALT HUBER

Im hypnotischen Wirbel des Heimatvereins

Mit der „Das Schwarze Loch“ zeigte der Heimatverein Dießen am vergangenen Wochenende einmal mehr, wofür er steht. Initiator der Schau, die noch bis zum 14. August in der Grafischen Kunstanstalt Huber, im Taubenturm und im Traidtcasten zu sehen ist, ist der Fotograf, Grafiker und 2. Vorsitzende des Vereins, Jörg Kranzfelder. Mit seinen Arbeiten möchte er „eine andere Sicht auf normale Dinge“ eröffnen. Das gelingt ihm, indem er – wie schon einmal vor Jahren mit dem „Blauen Haus“ geschehen – ein eigentlich abbruchreifes Haus durch Kunst neu belebt wird. Und ähnlich wie die schwarzen Löcher der Atmosphäre scheint auch der Heimatverein über eine besondere Anziehungskraft auf Künstler zu verfügen. 


Allerdings werden diejenigen, die sich dem Verein nähern, nicht restlos verschluckt, sondern sie erhalten eine angemessene Plattform. 20 Maler, Bildhauer und Performance-Künstler beteiligen sich dieses Mal. Annähernd so geheimnisvoll wie das astronomische Phänomen der schwarzen Löcher, wirken die stillgelegten Produktionsflächen der Grafischen Druckanstalt Huber, zu denen die Gemeinde als Verwalterin des Gebäudes den Künstlern Zutritt gewährte. In der Druckerei, die seit 2003 leer steht, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Vergangenheit, Gegenwart und moderne Kunst verschmelzen auf geheimnisvolle Weise zu einer ganz eigenen Atmosphäre. 


Zentrales Objekt im Raum: Ein kreisrundes Brett


Im Erdgeschoss begegnet der Besucher unter anderem einer Arbeit von Ben Goosens. Sein Video „Cosmic Vortex“ lenkt den Blick weit hinaus. Ein hypnotischer Wirbel. Während man moderne Installationen, Videos, Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Performance auf sich wirken lässt, stapeln sich in Ecken und Winkeln die Hinterlassenschaften der früheren Nutzungsgeschichte, vergammelter Bürobedarf, kaputte Werkzeuge oder einfach nur Müll, der von den Ausstellungsmachern mit rotweißen Absperrbändern und der Aufschrift „Achtung! Weltraumschrott unbekannter Herkunft“ versehen wurde. Eine ganz eigene Performance. Zu den zentralen Arbeiten, die im Taubenturm zu sehen sind, gehört auch die „geostationäre Raumfahrt“ von Hans Olsen. Zwischen räumlich-visueller und zeitlich-akustischer Regelmäßigkeit schafft Olsens Installation eine irritierend und zugleich elegant kühl gestaltete Erfahrungsmöglichkeit. 


Das zentrale, den Raum bestimmende Objekt der Arbeit ist ein kreisrundes Bett. Es funktioniert als drehender Zeiger, der die Umlaufbahnen der Himmelskörper über den Köpfen erfahrbar werden lässt. Ob man sich im Bett liegend auf die Spuren eines Satelliten, des Mondes oder der Venus heften möchte, ist frei wählbar. Im Traidtcasten ist „Das Schwarze Loch“ auch in der Gestaltungsvariante der Künstlerin Rita De Muynck zu sehen, das aus einer riesigen, mit Weltraumfarbe bemalten Baumscheibe gestaltet wurde. Es korrespondiert mit einer Bildtafel, auf der geschrieben steht: „Jedes Geschöpf sondert seine eigene Leere ab/ die im Weltall dunkle Materie bildet, bis dieses vollgerotzt ist.“

Von Ursula Nagl

Matthias Rodach

www.matthias-rodach.de

Janosch Fischer 

www.janos-fischer.de 

Olsen Wolf 

www.hasa-labs.org

Katharina Andress

www.katharinaandress.de

Jörg Kranzfelder

Max Weisthoff

www.machtspiele.org